THQ Nordic, Alkimia Interactive und der russische Markt: Die Kontroverse um das Gothic 1-Remake

Obwohl THQ Nordic Teil der Embracer Group ist, die den russischen Markt nach dem Verkauf von Saber Interactiveoffiziell verlassen hat, arbeitet der Publisher weiterhin nach seinen eigenen Regeln. Dies wird insbesondere beim Gothic 1 Remake deutlich , einem kommenden Projekt, das durch seine Ansprache an das russische Publikum Aufmerksamkeit erregt hat.

Russische Beteiligung an der Industrie: Ein weitverbreitetes Problem

Die jüngsten Reaktionen auf Warhorse Studios – die mehrere Programmierer des in Russland ansässigen (aber in Zypern registrierten) Unternehmens Owlcat Games als Outsourcer für Kingdom Come: Deliverance 2 angeheuert hatten – haben ein bestehendes Problem deutlich gemacht: Es ist nahezu unmöglich, die russische Beteiligung an großen internationalen Projekten vollständig zu vermeiden. Was jedoch wirklich zählt, sind das Ausmaß und der Einfluss dieser Beteiligung.

Ein paar Vertragsarbeiter einzustellen, die vielleicht nach ein paar Monaten im Abspann auftauchen, ist eine Sache. Eine andere ist jedoch die direkte Teilnahme am Entwicklungsprozess, bei dem Entscheidungen den Verlauf des Spiels beeinflussen.

Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass Gothic 1 Remake in die zweite Kategorie fällt, die Realität ist jedoch noch besorgniserregender.

Alkimia Interactive und seine pro-russischen Prioritäten

Das Remake wird von Alkimia Interactive entwickelt, einem 2021 gegründeten Studio mit Sitz in Barcelona. Während die europäische Staatsangehörigkeit seiner Mitarbeiter auf LinkedIn leicht zu überprüfen ist, fällt auf, dass das Studio einen russischen Staatsbürger zum alleinigen Community Manager ernannt hat.

Diese Entscheidung ist besonders bemerkenswert, da viele Spieleunternehmen ihre Geschäftstätigkeit in Russland und Weißrussland eingestellt haben. Stattdessen hat Alkimia Interactive jemanden, der aktiv Privilegien für den russischen Markt fördert.

Lernen Sie Timur Khodyrev kennen (2:26 Minuten Video), einen Absolventen der Staatlichen Universität Sankt Petersburg, der im September 2022 zu Alkimia Interactive kam und jetzt in Barcelona lebt. Offiziell ist er für das Social-Media-Management und die Medienarbeit in mehreren Regionen verantwortlich. Seine Prioritäten sind jedoch klar.

Beispielsweise erfuhr auf VK, dem russischen sozialen Netzwerk, die offizielle Gothic-Community (die aktiver ist als die anderen sozialen Seiten des Spiels) als Erste von dem aktualisierten Veröffentlichungsfenster 2025. Timurs Engagement in russischen Netzwerken war beständig und ohne Unterbrechung.

Darüber hinaus gab er M.Video, einem großen russischen Elektronikhändler, ein Interview, in dem er Folgendes bestätigte:

• Für die russische Synchronisation des Remakes werden die Original-Synchronsprecher zurückkehren.
• Physische Konsolenkopien werden am ersten Tag offiziell in Russland erhältlich sein.

Letzterer bedeutet eine direkte Besteuerung von Spieleverkäufen in Russland, um der russischen Regierung Einnahmen zu sichern.

THQ Nordics langjährige Präsenz in Russland

Im Gegensatz zu vielen anderen Publishern hat THQ Nordic den russischen Markt nie verlassen. Seit 2022 sind seine Spiele in russischen Steam-Regionen verfügbar. Das Unternehmen hat auch russische Einzelhändler mit offiziellen, vom Hersteller unterstützten Veröffentlichungen mit regionalen Preisen beliefert.

Bemerkenswerte aktuelle Beispiele sind der Neustart von „Alone in the Dark“ und „Disney Epic Mickey: Rebrushed“.

Zensur ukrainischer Lokalisierungsanfragen

Nach der Veröffentlichung der Demoversion füllten sich die Steam-Diskussionen schnell mit Anfragen nach einer ukrainischen Lokalisierung. Diese Beiträge wurden jedoch schnell gelöscht. Da die Benutzer keine Community-Richtlinien verletzt haben, ist die einzige logische Schlussfolgerung, dass jemand auf der Entwicklerseite für die Entfernungen verantwortlich war.

Wer könnte das sein?

Die strategische Wahl von Alkimia Interactive: Russland zuerst

Das ist kein Zufall. Wenn wir auf die frühen 2000er Jahre zurückblicken, als Gothic 1 veröffentlicht wurde, war es nicht nur Deutschland, das das Spiel am Leben hielt – es war Osteuropa, das damals in der Spieleindustrie oft synonym mit Russland verwendet wurde.

Dieser historische Faktor erklärt die anhaltende Loyalität des Entwicklers gegenüber dem russischen Publikum. Das Studio gewährt ihnen eine besondere Behandlung, darunter:

• Vollständige russische Voiceovers mit den Originalschauspielern.
• Physische Veröffentlichungen am ersten Tag in Russland.
• Ununterbrochener Zugriff auf THQ Nordic-Spiele über Steam.
• Aktives Engagement in russischen sozialen Medien.

Kurz gesagt, Alkimia Interactive setzt auf den russischen Markt, um die Verkäufe von Gothic 1 Remake anzukurbeln. Aus diesem Grund hat sich das Studio im Gegensatz zu vielen westlichen Spielefirmen nach der groß angelegten Invasion der Ukraine nicht zurückgezogen. Stattdessen wartete es etwa neun Monate, bevor es einen russischen PR-Manager anstellte und eine aktive Marketingkampagne in Russland startete.

Das Ergebnis: Eine von Russland dominierte Fangemeinde

Für die neu veröffentlichte Gothic 1 Remake-Demo gibt es auf Steam bereits mehr russischsprachige Rezensionenals für alle anderen. Dies zeigt deutlich, dass es dem Studio gelungen ist , die Aufmerksamkeit russischer Spieler auf sich zu ziehen.

Eine klare Botschaft von Alkimia Interactive

Ob man Gothic 1 Remake unterstützt oder nicht, bleibt eine persönliche Entscheidung. Alkimia Interactive hat seine Prioritäten jedoch 2025 klar zum Ausdruck gebracht und bevorzugt Russland als Schlüsselmarkt. Ironischerweise verfolgen selbst einige russische Studios keinen so aggressiven Ansatz.

Das spricht Bände.