Der CEO von Take-Two weist die Idee zurück, dass die KI in GTA VI die kreative Vision von Rockstar ersetzen könnte.
Die Diskussion um die KI in GTA VI hat sich erneut verschärft, nachdem Strauss Zelnick, CEO von Take-Two Interactive, die Vorstellung zurückwies, dass künstliche Intelligenz jemals einen Blockbuster im Ausmaß von Rockstars nächstem Grand Theft Auto hervorbringen könnte.
Seine Kommentare, die er auf dem Technology Executive Council Summit von CNBC abgab, stachen in der Vielzahl von Optimismus und Bedenken rund um die neuen KI-Tools im Unterhaltungsbereich hervor. Sie bieten zudem eine realistische Einschätzung eines der erfolgreichsten Manager der Branche in einer Zeit, in der der Automatisierungs-Hype allgegenwärtig ist.
Zelnick hat sich bereits zuvor zur Rolle der KI in der Kreativwirtschaft geäußert und dabei stets Extreme vermieden. Er teilt weder die Ansicht derjenigen, die die Technologie kategorisch ablehnen, noch die von manchen Technologie-Evangelisten propagierte Vision einer vollautomatisierten Spieleentwicklung. Diese Ausgewogenheit zeigte sich auch in New York, als er darüber sprach, wie KI in ein Unternehmen passt, das sich auf die Veröffentlichung eines der am meisten erwarteten Spiele der letzten Jahre vorbereitet.
Er betrachtet KI als nützlich für Effizienzsteigerungen und unterstützende Aufgaben, zieht aber eine klare Grenze, sobald es um Originalität geht. Seinen Worten zufolge kann die Technologie nicht die Art von Denken hervorbringen, die Rockstars ambitionierteste Projekte antreibt.
„Kreativität kann definitionsgemäß in keinem KI-Modell existieren, da es datengesteuert ist“, sagte Zelnick auf dem Gipfeltreffen.
Seine Bemerkungen fallen in eine Zeit, in der generative KI immer mehr an Bedeutung gewinnt. Große Sprachmodelle, Text-zu-Bild-Systeme und Videogenerierungswerkzeuge halten Einzug in die Kreativwirtschaft – mal still und leise, mal mit spürbaren Reibungsverlusten. Zelnicks Unternehmen agiert an der Schnittstelle von Kunst und Technik, wo Erzähldesign, Performance-Capture und Live-Softwarebetrieb vielfältiges Fachwissen erfordern. Dieser Kontext prägt seine Skepsis.

Bildquelle: CNBC
Im Gespräch wies er auf zwei zentrale Einschränkungen hin: den Schutz geistigen Eigentums und die abgeleitete Natur datenbasierter Trainingsmodelle. Zelnick bezeichnete das Urheberrecht als unmittelbare praktische Hürde und betonte, dass Inhalte, die direkt von KI-Tools erzeugt werden, den rechtlichen Anforderungen für eine kommerzielle Veröffentlichung möglicherweise nicht standhalten. Er beschrieb dies nicht nur als defensive Unternehmensstrategie, sondern als weitergehende Verpflichtung.
„Wir müssen unser geistiges Eigentum schützen, aber noch wichtiger ist, dass wir Rücksicht auf andere nehmen“, sagte er. „Wenn man mit KI geistiges Eigentum schafft, ist dieses nicht schutzfähig.“
Diese Ansicht spiegelt eine wachsende Zahl von Rechtsstreitigkeiten in der Kreativbranche wider, in denen Rechteinhaber dringende Bedenken hinsichtlich Trainingsdaten, Vergütung und der Kontrolle über ihre Werke äußern. Zelnicks Äußerungen deuten darauf hin, dass Take-Two, das Unternehmen hinter erfolgreichen Franchises wie Grand Theft Auto, Red Dead Redemption und NBA 2K, angesichts der nächsten Content-Welle die Klarheit der Eigentumsverhältnisse ungern riskieren möchte.
Sein zweites Anliegen greift tiefer in die Kunst des Handwerks ein. Zelnick argumentierte, dass die Abhängigkeit von KI von historischen Daten bedeutet, dass die Ergebnisse selbst mit unbegrenzten Rechenressourcen und Lizenzen nicht mit denen eines Studios mithalten können, dessen Kultur darauf ausgerichtet ist, Grenzen zu überschreiten. Er sprach von „rückwärtsgerichteter Datenverarbeitung“, einem Begriff, der verdeutlicht, wie prädiktive Systeme aus Mustern statt aus Vorstellungskraft lernen. Diese Bemerkung gewinnt an Gewicht, wenn man Rockstars Geschichte bedenkt, Open-World-Erwartungen neu zu definieren und ihren satirischen Stil zu nutzen.
„Angenommen, es gäbe keine Einschränkungen. Könnten wir morgen einen Knopf drücken und ein Produkt entwickeln, das dem Marketingplan von Grand Theft Auto entspricht?“, fragte er. „Die Antwort ist nein. Erstens ist das noch nicht möglich, und zweitens bin ich der Ansicht, dass dabei nichts wirklich Gutes herauskäme. Es würde nur etwas ziemlich Abgeleitetes entstehen.“
Zelnick übertrug diesen Punkt über das Marketing hinaus auf Weltgestaltung und Systemdesign. Er erkannte zwar die Fähigkeit von KI an, strukturierte, datengetriebene Aufgaben zu lösen, zog aber eine Grenze bei der Entwicklung eigener Inhalte. Diese Unterscheidung ist für Investoren und Analysten relevant, die weiterhin beobachten, ob Spielehersteller KI umfassend einsetzen oder sie auf die Unterstützung der Produktentwicklung beschränken werden.
„Alles, was mit rückwärtsgerichteter Datenverarbeitung zu tun hat, eignet sich hervorragend dafür, und das trifft auf viele Bereiche zu“, sagte er. „Alles, was wir bei Take-Two tun und was nicht damit zusammenhängt, ist dafür wirklich sehr, sehr schlecht.“
Seine Kommentare berühren auch die umfassendere Neuausrichtung der Branche. Nach den großen Zusammenschlüssen der letzten Jahre zählt Take-Two weiterhin zu den wenigen großen unabhängigen Publishern. Das Unternehmen bereitet die Veröffentlichung von Grand Theft Auto VI im Mai 2026 vor – ein Release, der die Marktentwicklung maßgeblich beeinflussen und die kreativen Standards für das kommende Jahrzehnt mitprägen dürfte. Angesichts der zunehmenden Fusionen von Wettbewerbern und der steigenden Investitionen in die KI-Forschung hebt Zelnick die menschliche Vision als zentrales Unterscheidungsmerkmal des Unternehmens hervor.
Er nannte die Entwickler von Rockstar „außergewöhnlich“ und betonte, dass das Studio „etwas nahezu Perfektes erschaffen“ wolle. Diese Aussage ist Kennern der vorherigen Grand Theft Auto-Teile vertraut, doch ihre Wiederholung unterstreicht die Tragweite seiner Vorsicht. Für Take-Two ist der Schutz kreativer Prozesse keine Selbstzweck, sondern eine strategische Überlegung, wo langfristiger Wert entsteht.
Die Debatte um die KI in GTA VI wird mit der Weiterentwicklung der Tools und der Veränderung der Produktionsmethoden weitergehen. Zelnicks Position bleibt vorerst unverändert: KI kann unterstützen, beschleunigen und optimieren, aber sie ersetzt nicht den Funken, der kulturelle Momente wie die Grand Theft Auto-Reihe hervorbringt. Sein Argument basiert nicht auf Angst, sondern auf der klaren Unterscheidung zwischen Berechnung und Vorstellungskraft auf höchstem Niveau des Spieldesigns.
Da es noch fast zwei Jahre dauert, bis GTA VI erscheint, werden die Diskussionen um Technologie und Urheberschaft nur noch lauter werden. Der Chef von Take-Two hat seine Position klar dargelegt: Für ihn bleibt kreative Führung eine menschliche Angelegenheit, egal wie umfangreich die Datenpipeline auch sein mag.


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