Cultic macht aus zwei Kapiteln einen der stärksten Shooter des Jahres 2025
Mit der Veröffentlichung des zweiten Kapitels kommt Cultic als vollständige Version auf den Markt und verwandelt ein langjähriges Indie-Projekt in einen vollständigen, zusammenhängenden Shooter. Das von Jasozz Games entwickelte und von 3D Realms veröffentlichte Spiel baut auf seinem Debüt aus dem Jahr 2022 auf und ist nun einer der selbstbewusstesten Ego-Shooter, die im Jahr 2025 veröffentlicht wurden. Es bekennt sich voll und ganz zur Boomer-Shooter-Formel und vermeidet Nostalgie um ihrer selbst willen. Stattdessen schärft es vertraute Mechaniken, verpackt sie in eine unverwechselbare visuelle Identität und setzt mehr auf Atmosphäre als die meisten seiner Konkurrenten.
Dank der Rezension von Ted Litchfield auf PC Gamer werden die Stärken von Cultic deutlich: präzises Gunplay, einprägsames Leveldesign und eine Art Direction, die sich weigert, in der Retro-Masse unterzugehen. In seiner Bewertung wird die Vollversion nicht als bescheidene Erweiterung, sondern als ein vollendetes Werk betrachtet, das die Grundprinzipien eines Shooters auf gleichbleibend hohem Niveau ausführt und gleichzeitig Raum für Überraschungen bietet.

In seinem Kern ist Cultic direkt und physisch. Die Waffen fühlen sich schwer, laut und reaktionsschnell an. Das Arsenal umfasst bekannte Waffen wie Pistolen, Schrotflinten, Magnums und automatische Waffen, aber jede ist so abgestimmt, dass sie sich in den Händen des Spielers ganz anders anfühlt. Das Sounddesign spielt eine wichtige Rolle. Schüsse krachen scharf, Nachladen klickt mit Absicht, und Treffer landen mit unmissverständlichem Feedback. Im Kampf werden Genauigkeit und Aggression belohnt, vor allem durch Kopfschüsse, die eine sofortige visuelle Bestätigung des Erfolgs liefern.

Die Auswahl der Waffen spiegelt eine bewusste Designentscheidung wider. Anstatt generische Modelle zu verwenden, setzt Cultic auf historisch ungewöhnliche oder visuell auffällige Feuerwaffen. Die Startpistole ähnelt einem Besenstiel der Mauser. Die Maschinenpistole erinnert an eine britische Sten. Das Herzstück des Arsenals ist eine Magnum mit Hebelwirkung, die auf die Form eines Stutenbeins reduziert wurde. Sie liefert Kraft, ohne an Geschwindigkeit einzubüßen, und fördert die ständige Bewegung und den Nahkampf. Kapitel zwei erweitert die Auswahl mit alternativen Versionen bestehender Waffen, obwohl die Grundausstattung stark genug bleibt, dass Experimente eher optional als erforderlich sind.

Das Leveldesign hat genauso viel Gewicht wie das Waffenspiel. Die Karten von Cultic sind dicht und weitläufig, eher als geschichtete Räume denn als lineare Korridore aufgebaut. Jede Umgebung bietet einen klaren Aufhänger, sei es strukturell, thematisch oder mechanisch. Eine Zugsequenz betont den Vorwärtsschwung. Ein Weihnachtsdorf kontrastiert festliche Verkleidung mit gewalttätigen Begegnungen. Ein Einkaufszentrum verwandelt vertraute Verkaufsräume in etwas Beunruhigendes. Ein Herrenhaus-Level verweist offen auf klassische Survival-Horror-Layouts und ermutigt zu Erkundung und Backtracking, während das Shooter-Tempo beibehalten wird.

Dieser Maßstab führt zu Unebenheiten. Das zweite Kapitel ist zwar länger, übersteigt aber gelegentlich seine ideale Länge. Insbesondere im letzten Abschnitt besteht die Gefahr der Ermüdung, da die Räume immer größer werden, ohne dass im gleichen Tempo neue Ideen hinzukommen. Im Vergleich dazu profitiert das erste Kapitel von einem strafferen Tempo und einem disziplinierteren Fortgang. Diese Unausgewogenheit tut dem Gesamterlebnis keinen Abbruch, aber sie macht die Spannung zwischen Ehrgeiz und Zurückhaltung deutlich.

Die visuelle Identität von Cultic ist nach wie vor eines der prägenden Merkmale des Spiels. Das Spiel verwendet unruhige Texturen, begrenzte Farbpaletten und Geometrien mit niedriger Auflösung, aber es tut dies mit Absicht. Der Schauplatz orientiert sich stark an einer stilisierten Version des Amerikas der 1960er Jahre, gefiltert durch herbstliche Töne und starke Schatten. Die Schauplätze wirken trotz ihrer Abstraktion sehr lebendig. Restaurants, Kirchen, Motels und städtische Gebäude suggerieren eine bestimmte Geschichte, ohne sich auf Realismus zu verlassen. Das Ergebnis ist eine Welt, die sich eher zusammenhängend und gewollt anfühlt als generisch retro.

Die Interaktion mit der Umgebung verstärkt dieses Gefühl des Ortes. Cultic füllt seine Räume mit kleinen, reaktiven Details. Kaffeekannen können erhitzt und geworfen werden. Donut-Schachteln platzen auf, wenn man sie anschlägt, und verstreuen das Gebäck über den Boden. Schreibmaschinen enthalten unvollständige Notizen, die durch die Eingaben des Spielers verändert werden können, wodurch statische Überlieferungen in etwas Spielerisches und Seltsames verwandelt werden. Diese Neuerungen verändern nicht die Kernmechanik, aber sie vertiefen das Eintauchen in das Spiel und fördern die Neugierde zwischen den Kämpfen.

In Kapitel zwei wird diese Philosophie durch die Einführung optionaler Ablenkungen weiter ausgebaut. Billardtische fungieren als echte Spiele. Schießbuden verstecken sich hinter Seitenwegen. Diese Momente lockern die Kämpfe auf, ohne den Schwung zu bremsen. Sie signalisieren auch Vertrauen. Cultic traut den Spielern zu, sich auf die Welt jenseits des kritischen Pfades einzulassen, weil es weiß, dass die Kampfgrundlage stark genug ist, um das Erlebnis trotzdem zu tragen.

Der Horror spielt eine größere Rolle als erwartet. Cultic unterbricht häufig den Kampf, damit sich die Spannung aufbauen kann. Stille Korridore, leere Räume und unbespielte Umgebungen zwingen die Aufmerksamkeit auf Bewegung und Geräusche. Im zweiten Kapitel wird dieser Ansatz durch ausgedehnte Sequenzen, die eher beunruhigen als bedrohen sollen, noch verstärkt. Ein herausragender Abschnitt hält den Spieler in einem Kaufhaus voller gesichtsloser Schaufensterpuppen gefangen. Sie greifen nicht an. Sie wechseln ihre Position, wenn sie nicht beobachtet werden. Die Bedrohung bleibt angedeutet und erzeugt Unbehagen, bis die Erlösung schließlich durch erneute Gewalt erfolgt.

Was diese Momente so effektiv macht, ist die Zurückhaltung. Cultic weiß, dass seine Schreckensbilder immer in einen Kampf münden werden. Anstatt gegen diese Struktur anzukämpfen, nutzt er die Vorfreude, um den Ausgang des Kampfes zu beschleunigen. Wenn die Feinde schließlich auftauchen, fühlt sich die Rückkehr zu vertrauten Mechanismen verdient an. Die Erleichterung ist Teil des Designs, kein Zufall.
Trotz der langen Zeitspanne zwischen den Kapiteln fühlt sich Cultic nicht veraltet an. Es jagt keinen Trends hinterher und überkompliziert seine Systeme nicht. Es gibt keinen Mehrspielermodus. Es gibt keine Live-Service-Haken. Das Spiel läuft sauber auf moderner Hardware, einschließlich geprüfter Unterstützung für tragbare PC-Plattformen. Der Preis spiegelt den Umfang wider, ohne den Wert des Spiels aufzublähen. Beide Kapitel zusammen bieten ein umfangreiches Erlebnis, ohne sich durch Wiederholungen aufzuplustern.
CULTIC kann auf PC über Steam gespielt werden.
Cultic ist letztlich erfolgreich, weil es genau weiß, was es ist. Es versucht nicht, das Shooter-Genre neu zu definieren, aber es verfeinert es mit Disziplin und Persönlichkeit. Jedes Element, vom Waffenfeedback bis zu den Umgebungsdetails, dient einem klaren Zweck. Die Vollversion bestätigt, dass es sich bei dem Projekt nicht um ein vielversprechendes Experiment handelt, sondern um ein sorgfältig konstruiertes Werk, das im Laufe der Zeit aufgebaut wurde.
Als Gesamtpaket gehört Cultic zu den besten Shootern des Jahres. Es respektiert seine Vorbilder und hat gleichzeitig eine eigene Identität, die sich spezifisch und selbstbewusst anfühlt. Für Spieler, die sich für knackige Schießereien, eine starke Atmosphäre und Levels, die Aufmerksamkeit belohnen, interessieren, ist Cultic ein kompromissloser Titel.

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