Europa Universalis 5: Ambitionen planetarischen Ausmaßes treffen auf einen holprigen Start
Europa Universalis 5 erscheint mit dem Gewicht eines Studios, das für seine weitreichenden Visionen und komplexen historischen Spielwelten bekannt ist. Vom Umfang her ist dies Paradox' bisher ambitionierteste Grand-Strategy-Simulation: eine Welt, die von 1337 bis 1837 modelliert wurde, mit hochauflösenden demografischen Systemen und einer Detailtiefe bis in die einzelnen Regionen, die den bisherigen Umfang der Serie in den Schatten stellt. Jeder Einzelne zählt, jedes Stück Land prägt die Entwicklung der Staaten, und jede Entscheidung hat Auswirkungen über Jahrhunderte hinweg. Die Vision ist kühn. Die Umsetzung zum Verkaufsstart ist kraftvoll, uneinheitlich und mitunter etwas brüchig.
Leana Hafers Rezension in IGN liefert den zentralen Kontext für diese Bewertung. Ihre frühen Morgenstunden prägten das Erlebnis mit einem Gefühl des Unglaubens angesichts des ambitionierten Ansatzes der Simulation.
„Das kann doch unmöglich real sein, oder?“ – Leana Hafer
Sie beschreibt Europa Universalis 5 als ein Spiel von erstaunlicher Systemambition, dessen Grundlage eine Karte bildet, die jede Provinz in Cluster aus kleinteiligen Orten unterteilt, komplett mit Kultur-, Glaubens- und Klassenebenen für jede dargestellte Person. Das Streben des Spiels nach realistischen Nuancen beschränkt sich nicht nur auf die Bevölkerungszahl. Es verknüpft Geografie, Klima, Infrastruktur und Logistik zu einem vernetzten System, das Geduld belohnt und Ungenauigkeit bestraft. Dies ist Grand Strategy in seiner obsessivsten Form.

„Es erfüllt all diese Kriterien. Und es ist im Allgemeinen sehr fesselnd… Es herrscht viel Turbulenzen.“ – Leana Hafer
Diese Reibung äußert sich in Balanceproblemen, KI-Fehlern und geopolitischen Kuriositäten. Nationen expandieren auf unplausible Weise. Die Kolonisierung schreitet trotz neuer Bremsmechanismen in historisch absurde Zeitabläufe voran. Das Heilige Römische Reich stagniert. China zerfällt im Chaos. Abgelegene Staaten mit nur einem Hafen überqueren Ozeane, um Kontinente zu beherrschen. Diese Entwicklungen stören die Immersion nicht, weil die Geschichte exakt nachgebildet werden muss, sondern weil die Welt oft keine plausible historische Handlung liefert. Europa Universalis hat alternative Geschichtsverläufe stets gefördert; hier geht es eher um Kohärenz als um Divergenz.

Die Performance hingegen ist unerwartet stark. Selbst auf CPUs unterhalb der empfohlenen Spezifikationen läuft die Simulation flüssig. In anspruchsvollen späteren Spielphasen kommt es zwar zu leichten Verzögerungen, aber die Simulation ruckelt nicht. Angesichts des enormen Aufwands, jede Person, jeden Geländetyp und jede politische Struktur über ein halbes Jahrtausend hinweg zu verfolgen, verdient Paradox hier Anerkennung. Die Grundstruktur von EU5 ist in vielerlei Hinsicht solide und trägt maßgeblich zur Langlebigkeit bei. Es hält seinen eigenen Ansprüchen stand.

Die Stabilität schwankt jedoch. Die Absturzhäufigkeit variiert je nach Einstellungen und Szenario von erträglich selten bis hin zu regelmäßig auftretenden, störenden Fehlern. Der Entwickler hat bereits Patches veröffentlicht, darunter mehrere vor dem Release, und weitere sind geplant. EU5 kommt im typischen Paradox-Zustand auf den Markt: konzeptionell solide, langfristig vielversprechend und sichtbar unfertig. Frühe Käufer nehmen dieses Angebot gerne an. Andere warten ab, bis sich die Probleme nach sechs Monaten lösen und das Spiel aus leeren Versprechungen besteht.
Die zentrale Frage ist, ob die Komplexität des Spiels gezähmt werden kann. Paradox' Strategie-Modell lebt von kontinuierlicher Weiterentwicklung, Iterationen und dem Feedback der Community. EU4 reifte durch jahrelange Verfeinerung zu einem Genre-Klassiker heran. EU5 will diesen Standard übertreffen und führt individuelle Bevölkerungssimulationen sowie eine ausgefeiltere Logistikmodellierung ein, die noch mehr Zeit und Ressourcen erfordert. Man ist zuversichtlich, was dieses Vorhaben angeht. Gleichzeitig herrscht aber auch Vorsicht. Die Unterstützung einer solchen Komplexität über Jahrzehnte mit zahlreichen Patches wird die internen Prioritäten und Ressourcen des Studios auf die Probe stellen.
Spieler, die Wert auf ein bewusstes Vorgehen und Experimentieren legen, werden sich schnell zurechtfinden. Das Spiel ist komplex. Tutorials erleichtern den Einstieg, doch die Beherrschung des Spiels erfordert dennoch Stunden, bis man sich sicher fühlt, pausieren zu können, und weitere Dutzende, bis die Systeme intuitiv ineinandergreifen. EU-Veteranen sind darauf vorbereitet. Neueinsteiger stehen vor einer gewaltigen Herausforderung. Dies ist kein Kompromiss. Ambition prägt das Spielerlebnis vom ersten Klick bis hin zu den Manövern im späten Jahrhundert.
Wenn EU5 erst einmal richtig in Fahrt kommt, verdient es sich das Lob. Handelszentren zu entwerfen, Straßennetze zu überarbeiten und Regionen produktiv auszurichten, bietet den befriedigenden Rhythmus einer langfristigen Strategie. Diplomatie, Ressourcenverteilung und territoriale Expansion werden zu zentralen Elementen einer lebendigen Welt, die auf die Absichten der Spieler reagiert. Paradox hat Geografie und Bevölkerung als Achsen der Staatskunst in den Mittelpunkt gestellt und den Fokus von Abstraktion auf konkrete Hebel verlagert. Das Ergebnis ist fesselnd. Die Herausforderung liegt in der Konsistenz.

Abgesehen von der technischen Brillanz betrifft die Hauptkritik die Balance. Die Zahlen müssen angepasst werden. Die Prioritäten der KI müssen sich stabilisieren. Das regionale Verhalten muss sich in glaubwürdigen Bögen entwickeln. Diese Probleme sind lösbar. Sie sind zudem der Kern langfristiger Qualität. Die Geschichte des Studios zeugt von engagiertem Support nach dem Release, doch eine Ausnahme – Imperator: Rome – bleibt als warnendes Beispiel in Erinnerung. EU5 erscheint zwar robuster als Imperator, doch dieses warnende Beispiel bleibt bestehen.
Die Grafik bewegt sich stilistisch im Mittelfeld. Die Welt ist dichter gestaltet als jede Paradox-Karte zuvor, wenn auch nicht immer schöner. Die grobe Topografie und die Darstellung der Küstenlinie stören gelegentlich. Detaillierte Einheiten und kulturelle Unterschiede verleihen Truppenbewegungen und zeremoniellen Prozessionen Leben, und kontextbezogene Uniformen verstärken die Tiefe der Simulation. Das Spiel will nicht grafisch beeindrucken, sondern informieren und ein immersives Erlebnis bieten.
Letztendlich erscheint Europa Universalis 5 als monumentales Spiel in einer frühen Phase. Es ist eine technische Meisterleistung, die die Disziplin der historischen Strategie erweitert und demonstriert, was kontinuierliche Iteration und tiefgreifende Simulationen leisten können. Es ist auch ein Produkt, das sich sinnvoll weiterentwickeln wird. Wer es heute kauft, akzeptiert diese Entwicklung, ihre Instabilität und ihr Potenzial. Große Strategie lebt von langen Entwicklungszyklen. EU5 braucht einen solchen Zyklus mehr als die meisten anderen Spiele.

Ambition ist der Kern. Das Risiko ist der Preis. Für manche gehört die Turbulenz zum Reiz: die Lernkurve, die Unvorhersehbarkeit, die sich formende, ungleiche Welt. Andere mögen abwarten, bis die Karte eher der angestrebten alternativen Realität entspricht als einer Welt, die von statistischen Anomalien durchzogen ist. Beide Wege erkennen an, was EU5 ausmacht: ein Meilenstein von immensem Ausmaß, der Zeit braucht, um sein volles Potenzial zu entfalten.
Paradox hat sich entschieden, Skalierbarkeit und Systemtiefe an erste Stelle zu setzen und die Perfektion erst später zu verbessern. Das Wagnis könnte sich auszahlen. Die ersten Anwender betreten ein lebendiges Experiment. Strategen, die Struktur bevorzugen, werden zurückkehren, sobald die Simulation ein stabileres Fundament bietet. Die Geschichte des Franchise lässt vermuten, dass Geduld belohnt wird. Sein aktueller Stand spiegelt den Ehrgeiz wider, der dies ermöglicht hat.
Europa Universalis V ist für PC (Steam) erhältlich.

Kommentare